Rückblick: Januar und Februar 2017 –
Schröpfen – Schrö… waas?
Schröpfen, das ist die Behandlung mit kleinen runden Glaskugeln die leicht erhitzt mit der Öffnung des Glases auf eine betroffen Stelle im Körper gesetzt werden. Durch das Abkühlen der Luft in den Gläsern entsteht ein Unterdruck, so dass die Haut sich in das Glas wölbt. Ein bisschen wie einwecken oder einen Knutschfleck machen. Auf diese Art sollen Schmerzen und Verspannungen gelöst werden. Dieser Behandlung bin ich bei meinem ersten Besuch bei einem Heilpraktiker, der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) praktiziert begegnet. Eine Freundin von mir, die lange versucht hatte schwanger zu werden, hatte mir bereits vor einem Jahr davon berichtet. Sie ist durch das Schröpfen erfolgreich Mami geworden. Der Heilpraktiker hatte bei ihr eine verspannte Gebärmutter diagnostiziert.
Das klingt alles erst einmal sehr spooky, aber wenn man bedenkt, dass die Gebärmutter letztlich auch „nur“ ein Muskel ist, warum soll sie nicht verspannt sein. Eine der gängigsten Gründe für Muskelverspannungen ist Stress. Stress flutet den Körper mit den Alarm-Hormonen Adrenalin und Cortisol. Sie steigern die Muskelspannung. Werden sie nicht abgebaut, verhärten sich die Muskeln. Und ganz ehrlich, wenn jemand Stress hatte, dann war es besagte Freundin.
Ihr wurde die Schröpfkugel auf den Bauch gesetzt, so dass sich die Verspannungen in der Gebärmutter lösen können. Außerdem bekam sie die Hausaufgabe abends mit einem Körnerkissen auf dem Bauch schlafen zu gehen. Geplant waren etwa 10 Sitzungen, doch meine Freundin bekam nach etwa 3/4 der Schröpfungen Zweifel. Sie ist zur 7 Sitzung mit der vollen Absicht gefahren, dem Heilpraktiker anschließen mit zu teilen, dass sie nicht mehr kommen wolle. Doch dieser verweigerte ihr bereits als sie da war, nach seinem üblichen Abtasten des Bauchraums die Behandlung und schickte sie unverrichteter Dinge wieder Heim. 14 Tage später erfuhr sie, dass sie schwanger ist. Der Heilpraktiker wusste es schon vor ihr…
Zu mir passten die Probleme meiner Freundin nicht. Ich wusste sehr wohl warum ich nicht in der Lage war schwanger zu werden. Ohne Mens kein Zyklus, ohne Zyklus keine Schwangerschaft. So weit reichte mein Verständnis zu dem Zeitpunkt durchaus. Warum aber die Mens einfach nicht zurück kommen wollte, war mir nach wie vor ein Rätsel. Vielleicht würde ich hier einen Hinweis bekommen.
Es war an der Zeit dem Rätsel auf die Spur zu gehen, etwas Neues aus zu probieren. Die Ärzte die ich bereits alle durch hatte verstanden nicht, dass ich einfach wissen wollte, was mit mir nicht stimmte, damit ich diesen Fehler beheben und auf ganz natürliche Weise schwanger werden kann.
Was Glasglocken auf meinem Bauch bewirkt haben!
Meine Behandlung glich der meiner Freundin. Zunächst wurde ich intensiv abgetastet. Es ist erstaunlich wie tief ein anderer Mensch mit geschulten Handgriffen einem die Innereien abtasten kann ohne das es weh tut. Bei mir war keine Rede von Verspannungen. Trotzdem wurde ein Schröpfglas auf Höhe der Gebärmutter auf meinen Bauch aufgesetzt. Es tat nicht weh sondern war eher angenehm. Irgendwie wohlig.
Ich wurde in vier Sitzungen von der Heilpraktikerin in der Gemeinschaftspraxis behandelt, was sehr gut war, da ich mich mit ihr über meine Probleme unterhalten konnte. Der indische Heilpraktiker war eher wortkarg. Meine Zunge wurde begutachtet und mir wurde Schokolade (schlechtes Gewissen – ich hatte Clean Eating grade erst begonnen) und Schweinefleisch (ich bin doch Vegetarier) verboten. Ich berichtete der Heilpraktikerin, die in jeder Sitzung nach dem Schröpfen in eine Ganzkörpermassage über ging, von den verschiedenen Frauenärzte und deren Medikamenten. Zu dieser Zeit war ich bereits seit 3 Monaten auf Mönchspfeffer (Laborversuche haben gezeigt, dass Zubereitungen aus Mönchspfefferfrüchten regulierend in den weiblichen Hormonhaushalt eingreifen können. – https://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/moenchspfeffer).
Es zeichnete sich für mich mehr und mehr ab, dass ich hier an der falschen Adresse war. Das soll nicht heißen, dass ich der TCM abgeneigt bin, doch ich bekam das Gefühl, dass ich keine Behandlung bekommen würde die mir unmittelbar bei meinem Mens Problem helfen würde.
Allerdings gab mir meine Heilpraktikerin bereits in der zweiten Sitzung die entscheidenden Parameter mit auf den Weg. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass die Schilddrüsenwerte stimmen müssen damit der Hormonhaushalt funktioniert. Ich hatte bereits im Jahr 2010 einen minimalen Schilddrüsenwert unter Norm, was ich nicht weiter schlimm fand. Nur weil sich irgend wer überlegt hatte, dass ein Wert die Norm ist und ich um 0,01 `was auch immer´ darunter lag, sah ich keinen Grund zu handeln. Irgendwo muss die Statistik ja nun mal ihre Grenze setzten. Die damalige Ärztin empfahl mir ein Nahrungsergänzungsmittel mit Jod – Achtung, grober Fehler – zu mir zu nehmen und gab die Schuld dem Vegetarismus der bei mir auch Fisch ausschließt.
Zur nächsten Sitzung in der Heilpraktikerpraxis sollte ich mir meine Schilddrüsenwerte von meiner letzten Untersuchung ausdrucken lassen und sie mitbringen.
Gesagt getan, ich ließ mir das erste mal bei meinem Arzt die Blutwerte ausdrucken und aushändigen. Das erste mal und ab da für immer…
Ich hatte Werte von Juli 2016 dabei und meine Heilpraktikerin erklärte mir, dass es mehrere Schilddrüsenwerte gibt, die kontrolliert werden. Hausärzte würden oft nur die Werte mit dem Namen fT3 und fT4 prüfen. Wie sich mit meinem Aufdruck vom Arzt zeigte, war meine Hausärztin gründlicher gewesen. Sie hatte auch zwei andere Werte prüfen lassen. TPO-Antikörper und auch TAK bzw. Tg-Antikörper. Leider war der Ausdruck schlecht, da keine Normwerte mit eingetragen waren. Meine Heilpraktikerin selbst kannte die Grenzwerte nicht genau, fand die Zahlen in dem Bluttest doch eher hoch. Sie wollte mich aber nicht beunruhigen und gab mir eine Adresse, von einer Ärztin die gründlich die Schilddrüse untersuchen würde.
Zum Glück bekam ich dort schnell einen Termin. Mir wurde Blut abgenommen und ein Ultraschall (Sonografie) der Schilddrüse vorgenommen. Darin zeigte sich, dass meine Schilddrüse bereits stark verkleinert war. (Volumen 4,3ml – normal ist so 10 – 18 ml, aber es gibt auch 8ml- Schilddrüsen die noch eine normale Funktion haben.)
Ich sollte mir erst einmal keine Sorgen machen und in der Folgewoche durchrufen ob meine Blutwerte vorliegen.
An dieser Stelle eine kleine Abhandlung zu unsensiblen Arzthelferinnen…
… als ich in der Folgewoche telefonisch fragte ob meine Blutergebnisse vorliegen bekam ich folgende Antwort: „Ja, ihre Ergebnisse liegen vor. Es ist besser wir vereinbaren einen Termin hier bei Frau Dr. in der Praxis. Ich kann ihnen dazu jetzt nichts am Telefon sagen. Das muss ihnen Frau Dr. persönlich und ganz in Ruhe erklären…!“
Wirklich liebe Arzthelferinnen, ich bin eine Woche wirklich unfassbar nervös gewesen und habe mir unendlich viele Schreckensszenarien ausgemalt. Eine Woche musste ich auf den erklärenden Termin warten.
Und die Erklärung viel leider ziemlich mau aus. Ich habe erhöhte Antikörper in meinem Blut, die es sich zur Aufgabe gemacht haben meine Schilddrüse ab zu bauen. Eine Autoimmunerkrankung, da der Körper sein eigenes Gewebe „attackiert“. Allerdings brauche ich mich noch nicht sorgen da meine Schilddrüsenwerte, dieses fT3 und fT4 noch in der Norm sind. Das bedeutete, dass meine kleine Schilddrüse noch den Körper rockte. Ich bräuchte keine Medikamente nehmen sollte aber übermäßiges Jod meiden – Ups, ich nahm doch seit 7 Jahren die Jod-Tabletten. Salzwasserfische seinen keine gute Idee auf meinem Speiseplan – Ähhh, ich bin immer noch Vegetarier. Bei MRTs sollte ich darauf hin weisen, dass bei mir keine Jodhaltigen Kontrastmittel verwendet werden sollten. – Puh, ich brauch doch keine MRTs – können sie mir das aufschreiben falls ich mal irgendwann eins brauche?
Für diesen Fall schrieb mir die Ärztin einen kleinen blauen Zettel mit folgender Diagnose:
bei o.g. Pat besteht eine Autoimmunthyreopathie in euthreoter Stoffwechsellage,
SD Gesamt Volumen 4,3ml
Dieser kleine blaue Zettel hat mir noch viele rätselhafte Blicke in dem Rest das Jahres eingebracht. Diese Diagnose gibt es so wohl nicht. Richtig heißte es:
Autoimmunthyreoditis Hashimoto in euthyreoser Stoffwechsellage.
Dieses „euthyreose“ bedeutet so viel wie „normale Schilddrüsenfunktion“.
Bei der vierten und letzten Sitzung meiner Heilpraktikerin zeigte sich zu guter Letzt noch, dass meine Hausärztin bereits im Jahr 2016 festgestellt haben musste, dass mit der Schilddrüse was nicht stimmte. Meine Heilpraktikerin hatte sich die Mühe gemacht und einem Arzt meine Blutergebnisse von damals vorgelegt. Die Antikörper waren da bereits erhöht. Bei einem späteren Termin teilte mir meine Hausärztin mit, dass sie es nicht für notwendig hielt mir dies mit zu teilen, da ja fT3 und fT4 noch in der Norm waren.
Meine Heilpraktikerin wünschte mir zum Abschied viel Glück und gab mir noch mit auf den Weg, mir einen Endokrinologen zu suchen. Endo… – waaas? Endokrinologie kommt aus dem Griechischen und bedeutet die Lehre von den Hormonen. Eine neue Station auf der Suche nach meinen Mens war gefunden.
Direkt begann ich das Internet nach Endokrinologen in meiner Nähe zu durchforsten. Endokrinologen gibt es nicht wie Sand am Meer und wie sich schnell zeigte, sind diese so dermaßen überlaufen, dass ich weinend am Telefon mehrer Absagen und letztlich 3 Termine zur Auswahl hatte. Darunter einer mit 1,5 Jahren Wartezeit! Die anderen hatten 9 Monaten Wartezeit und in einer Praxis musste ich mich erst mit Untersuchungsunterlagen und einem Brief und der Bitte um eine Audenz bewerben. Das hatte ich mir anders vorgestellt.
So kam es, dass das Schröpfen meiner Gebärmutter dazu führte, dass ich das Vertrauen in Ärzte endgültig verlor und direkt am Anfang meiner gut gemeinten Mission das Handtuch werfen wollte. Aber das war im März 2017.
